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Die iaf 2025: Zukunftsweisende Technologien und Trends in der Bahntechnik

Die iaf 2025: Zukunftsweisende Technologien und Trends in der Bahntechnik

Dr. Joachim Warlitz, Vizepräsident des VDEI und Leiter der VDEI-Akademie für Bahnsysteme, gewährt exklusive Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Bahnbranche.

 

Herr Dr. Warlitz, Sie sind ein ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik und Systemsicherheit und seit 2012 Vizepräsident des VDEI. Seit 2014 leiten Sie zudem die VDEI-Akademie für Bahnsysteme. Welche Erwartungen und Ziele haben Sie für die diesjährige iaf?

Dr. Joachim Warlitz: Auf der diesjährigen iaf erwarten wir eine Vielzahl von Innovationen und Trends, insbesondere im Bereich der neuesten Maschinentechnik in Kombination mit dem Einsatz hochmoderner Technologien. Der Fokus liegt auf der Frage, wie wir es ermöglichen können, mit Hochleistungsmaschinen im Gleisbau die besten Ergebnisse zu erzielen. Hier spielt der Einsatz von komplexer Software und dort insbesondere auch der Einsatz künstlicher Intelligenz eine zunehmend wichtige Rolle, um die Prozesse effizienter zu gestalten und eine reproduzierbare, konstant hohe Qualität im Feld zu gewährleisten. Insgesamt müssen die Maschinen neben der bereits guten Langlebigkeit zusätzlich kontinuierlich leistungsfähiger werden, um die Effizienz beim Kunden zu steigern. Ein Beispiel hierfür sind neue Softwaremodule der Maschinensteuerung, die möglichst über die Lebensdauer der Baumaschine durch Software-Updates zusätzliche Funktionen erhalten und somit den Mehrwert der Maschine für den Endkunden über die Lebensdauer zusätzlich erhöhen.

 

Die iaf wird oft als „technologischer Impulsgeber für die Bahnbaubranche“ bezeichnet. Können Sie uns ein Beispiel für eine Technologie nennen, die durch die Messe in den letzten Jahren entscheidend gefördert wurde?

Dr. Joachim Warlitz: Ein gutes Beispiel sind die großen Fahrzeuge, die auf einem hybriden Antriebskonzept basieren – elektrisch mit Batterie oder Wasserstoff und zusätzlich mit Dieselmotor betrieben. Besonders in langen Tunneln, wie z.B. dem Gotthardbasis- oder dem Lötschbergtunnel, werden emissionsfreie Gleisbaufahrzeuge bevorzugt eingesetzt, um die Sicherheit und Gesundheit aller Mitarbeiter im Tunnel ohne den Einsatz weiterer Maßnahmen dauerhaft zu gewährleisten. Hier sind wir schon auf einem guten Weg, der jedoch noch einige Herausforderungen mit sich bringt. Die Anschaffungskosten und der Betrieb solcher hybriden Fahrzeuge sind teuer, und wir benötigen Maschinen und Fahrzeuge mit extrem hoher Kapazität, die gleichzeitig für die unterschiedlichen Kunden finanzierbar sind. Die Sicherheit der Mitarbeiter hat oberste Priorität, und es ist wichtig, die Arbeitsplätze zukunftsfähig und attraktiv zu machen, insbesondere im Hinblick auf die Nachwuchsgewinnung.

 

Welche aktuellen Entwicklungen in der Fahrwegtechnik finden Sie besonders spannend und warum?

Dr. Joachim Warlitz: Ich betrachte das Thema hier einmal der Helikopter-Perspektive eines Elektroingenieurs und Informatikers mit einigen Jahren Berufserfahrung im Bahnumfeld. Meine Kollegen vom Oberbau mögen mir verzeihen! Es gibt schon sehr lange die interessante Diskussion zum Einsatz der festen Fahrbahn versus dem konventionellem Schotteroberbau. Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile und damit auch ihre Berechtigung unter unterschiedlichen Umgebungsbedingungen. Die feste Fahrbahn bietet zum Beispiel weitgehende Wartungsfreiheit, eine über lange Zeit stabile Gleislage und keine Gefahr des Schotterflugs auch bei hohen Zuggeschwindigkeiten. Auf der anderen Seite sind die Investitionskosten höher, und die Generalsanierung ist aufwändiger. Die konventionelle Schotterschiene hingegen bietet geringere Einmalkosten bei der Erstinstallation und einen geringeren CO2 Footprint da kein Beton nötig ist. Über die Lebensdauer ist sie jedoch im Vergleich zur festen Fahrbahn im allgemeinen wartungsintensiver. Beide Technologien haben ihre Berechtigung und werden parallel auch in Zukunft eingesetzt werden. In Deutschland zählen wir zu den Vorreitern in der Anwendung der festen Fahrbahn, besonders auf Hochgeschwindigkeitsstrecken.

 

Welche Rolle spielt die Eisenbahn in Europa und weltweit, und wie sehen Sie die zukünftigen Chancen und Möglichkeiten?

Dr. Joachim Warlitz: Die Rolle der Eisenbahn ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. In Ländern wie z.B. der Schweiz oder Japan genießt die Eisenbahn traditionell ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, bei einem entsprechend hohen Maß an Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Dafür wird auch pro Kopf der Bevölkerung deutlich mehr Geld in die Erhaltung der Bahninfrastruktur investiert. In Deutschland hingegen fahren wir derzeit und in den letzten Jahren auf Verschleiß. Über die Zukunft der Bahn in Deutschland entscheidet aber nicht nur die Summe des investierten Kapitals zur Erhaltung und des Ausbaus der Infrastruktur sowie des Fahrzeugparks der DB InfraGO, sondern auch wie eine moderne digitale, intermodale Anbindung an andere Verkehrsträger gelingt, die bereits beim Kauf eines Zugtickets beginnt. Des Weiteren sind eine garantierte Mindestzuverlässigkeit und Pünktlichkeit grundsätzliche Voraussetzungen, um die Stimmung zur Bahn in Deutschland wieder in die richtige Richtung zu drehen. Wir müssen den Kundentransport von Haustür zu Haustür denken und effizientere Managementsysteme für Anschlüsse und Umsteigeverbindungen schaffen. Dies könnte durch eine wirklich digitale Begleitung jeder individuellen Fahrt der Kunden erreicht werden, zum Beispiel über eine App, die den Kunden in Echtzeit informiert und durch die gesamte Reise bis zum Reiseziel begleitet. Man könnte sagen: Auch die letzte Meile muss funktionieren.

 

Was macht die iaf als Messe so wichtig für die Branche?

Dr. Joachim Warlitz: Die iaf ist die wichtigste internationale Plattform für die Fahrwegtechnikbranche. Es ist eine Leistungsschau, auf der die aktuellen Anforderungen an Maschinen und die Zukunft der Fahrwegtechnik thematisiert werden. Hier geht es um hohe Arbeitsgeschwindigkeit und Präzision, Multifunktionalität, Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz. Die Zukunft der Fahrwegtechnik wird stark von Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit geprägt sein.

 

Welche Entwicklungen sehen Sie als besonders prägend für die Zukunft der Fahrwegtechnik?

Dr. Joachim Warlitz: Die Digitalisierung und Vernetzung werden eine zentrale Rolle spielen. Echtzeit-Datenerfassung und -analyse, KI-gestützte Systeme zur Optimierung von Arbeitsprozessen und der zunehmende Einsatz autonomer oder teilautonomer Systeme sind nur einige Beispiele. Auch die Entwicklung umweltfreundlicherer Antriebssysteme und die Optimierung des Materialverbrauchs werden immer wichtiger. Gleichzeitig müssen die Maschinen durch integrierte Systeme zur kontinuierlichen Überwachung des Gleiszustands und KI-gestützte Analysen noch effizienter werden. Die Steuerung über Smartphones und Tablets, präzise GPS-basierte Steuerung und der Schutz des Bedienpersonals durch fortschrittliche Sicherheitssysteme werden ebenfalls bedeutende Entwicklungen sein.

 

Wie trägt der VDEI zur Weiterentwicklung der Eisenbahntechnik und zur Qualifizierung von Ingenieuren bei?

Dr. Joachim Warlitz: Der VDEI hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch verschiedene Initiativen die Qualifizierung und Weiterentwicklung von Ingenieuren zu fördern. Seit 2013 vergeben wir auf der iaf den VDEI-Förderpreis, der junge Ingenieurinnen und Ingenieure in ihrer wissenschaftlichen Arbeit unterstützt. Unsere VDEI-Akademie für Bahnsysteme bündelt die vielfältigen Fort- und Weiterbildungsaktivitäten und bietet interdisziplinäre Weiterbildungen und Seminare an, die auf die komplexen Anforderungen der Bahnbranche zugeschnitten sind. Die Akademie bietet dabei Fortbildungen für alle Kenntnisniveaus an, von Einsteigern bis zu Fach- und Führungskräften. Wir fokussieren uns dabei auf die stetige Anpassung unserer Bildungsangebote an die sich wandelnden technischen und beruflichen Anforderungen.

 

Was sind die größten Herausforderungen und Chancen für die Zukunft der Bahntechnik und den Schienenverkehr insgesamt?

Dr. Joachim Warlitz: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich die Digitalisierung und der Schutz kritischer Infrastrukturen vor Cyberangriffen. Gleichzeitig müssen wir die Umweltverträglichkeit erhöhen und die Energieeffizienz steigern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung einer integrierten Mobilitätsstrategie, die alle Verkehrsträger berücksichtigt. Hier wäre ein übergreifendes Gremium hilfreich, das die Koordination und Planung des gesamten Verkehrssystems unterstützt und Synergien schafft. Dies würde nicht nur die Position der Bahn im Gesamtverkehrssystem stärken, sondern auch die Planungssicherheit und die Effizienz verbessern.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Warlitz.

 

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